Lemgo

Im westlichen Atrium der Marienkirche in Lemgo befindet sich eine Darstellung eines Juden (erkennbar am Spitzhut), der ein Schwein in den Armen hält. Diese diffamierende Darstellung wird mitunter als Darstellung der „Synagoga“ interpretiert. Sie ist jedenfalls eine Variante der üblichen „Judensau“-Darstellungen. Die Skulptur ist aus Sandstein, 93 cm hoch, 42 cm breit und 29 cm tief.



Antisemitische Hohnskulptur
Abb. bei Isaiah Shachar

Die Figur ist mit einer Abbildung und einem Text im Kirchenführer (Deutscher Kunstverlag) erwähnt (1. Auflage 1996)

Neben der Figur ist seit 1995 eine Tafel angebracht mit dem Text:

„Diese Figur aus der Bauzeit der Kirche (um 1310) ist ein Zeugnis mittelalterlichen Antijudaismus. Mit dem thronenden Christus am rechten Wandpfeiler bilden beide Figuren zusammen die personifizierte Darstellung der jüdischen und christlichen Religion: Synagoge und Ecclesia. Die Synagoge ist in der Person eines Juden mit Spitzhut (mittelalterliches diskriminierendes Bekleidungsmerkmal für Juden) zu erkennen. Sie hält ein aufrecht stehendes Schwein in Händen. Damit verhöhnt die Darstellung das dem Juden heilige Gesetz, das Gott seinem Volk durch Mose gegeben hat. Das Schwein gehört zu den unreinen Tieren (3. Mose 11,7), das weder gegessen noch im toten Zustand berührt werden darf.

Unser Verhältnis zum jüdischen Volk steht nach wie vor im Schatten der jahrhundertealten judenfeindlichen Haltung sowie der Judenverfolgung und des Mordes an Juden in den Jahren 1933 bis 1945 in Deutschland und in den okkupierten Gebieten.

Da Christen sich dieser Schuld zu stellen haben, soll uns diese Darstellung anleiten, den Dialog zwischen Juden und Christen zu suchen und zu führen in der Hoffnung, dass Juden und Christen unter Gottes Güte ihren Weg in die Zukunft gemeinsam gehen können. Wir sind dankbar, dass es Juden waren, die nach 1945 den Anstoß zu einer Neubegegnung gegeben haben.

Der Kirchenvorstand“

Eine weitere diffamierende Skulptur in der Kirche zeigt eine Geißelungsszene. Auch dort wurde eine Tafel angebracht:

„Diese Darstellung der Passion Jesu ist im Zuge der mittelalterlichen judenfeindlichen Haltung in Kirche und Gesellschaft in der Bauzeit unserer Marienkirche um 1310 entstanden. Sie zeigt an der Kreuzigung unmittelbar beteiligte Juden , - erkennbar an dem Spitzhut (mittelalterliches diskriminierendes Bekleidungsmerkmal für Juden). Zur Zeit der Kreuzigung Jesu (30 n.Chr.) war es Juden jedoch weder gestattet Todesurteile auszusprechen noch sie zu vollstrecken oder an deren Durchführung teilzunehmen. Solches oblag einzig Vertretern der römischen Besatzungsmacht.

Unser Verhältnis zum jüdischen Volk steht nach wie vor im Schatten der jahrhundertealten judenfeindlichen Haltung sowie der Judenverfolgung und des Mordes an Juden in den Jahren 1933 bis 1945 in Deutschland und in den okkupierten Gebieten.

Da Christen sich dieser Schuld zu stellen haben, soll uns diese Darstellung anleiten, den Dialog zwischen Juden und Christen zu suchen und zu führen in der Hoffnung, dass Juden und Christen unter Gottes Güte ihren Weg in die Zukunft gemeinsam gehen können. Wir sind dankbar, dass es Juden waren, die nach 1945 den Anstoß zu ein einer Neubegegnung gegeben haben.

Der Kirchenvorstand“